Haute Kantár

by: Marie von Heyl





Haute Kantár
Ein somatischer Zugang zu Schmuck

Haute Kantár ist ein trans-disziplinäres Forschungsprojekt an der Grenze von Kunst und Design. Die seit 2016 fortlaufende Kollaboration zwischen Künstlerin Marie von Heyl und Schmuckdesigner Philipp Eberle untersucht Subjekt-Objekt-Bindungen anhand von Schmuckentwürfen, welche die symbolische Funktion von Schmuck verkomplizieren, überschreiben oder invertieren.
Der Fokus auf die visuelle Signalfunktion von Schmuck wird gezielt zugunsten seiner sinnlichen Dimension verschoben und die Relationen zwischen Träger, Betrachter und Objekt werden hinterfragt. Untersucht wird, ob sich sinnlich-körperliche Erfahrungen, Blickhierarchien und Begehrens-Dynamiken jenseits von bekannten Faktoren wie soziale Distinktion und sentimental-affektive Besetzung des Objekts neu denken lassen. Blickachsen werden mithilfe der Entwürfe gezielt unterbrochen, neu gesetzt, umgelenkt oder zurückgeworfen. 

Dieser performative Zugang zu Schmuck wirft neue Fragen auf: Lassen sich das Verhältnis von Körper, Blick und Objekt jenseits der gängigen begrifflichen Aufteilung in Schmuckstück, Träger und Betrachter neu formulieren? Kann noch von Schmuck die Rede sein, wenn ein Objekt wie eine Kette bewusst dem Blick des Betrachters entzogen wird, indem der Träger sie zur Hälfte verschluckt? Oder muss das visuelle Register um die somatische Dimension der Subjekt-Objekt-Beziehung ergänzt werden, die ein Schmuckstück erst durch den Akt des Tragens aktiviert?

Marie von Heyl ist freischaffende Künstlerin und Autorin. Studium der Kunst und Philosophie an KHB Berlin, Royal Academy London und TU Berlin. In ihrer Arbeit beschäftigt sie sich mit Subjekt-Objekt-Relationen und den produktiven Unzulänglichkeiten von Sprache. Seit Anfang 2020 publiziert sie den Podcast Eclectic Engineering mit Gesprächen zu Kunst, Philosophie, Feminismus und Psychoanalyse. 



www.marievonheyl.de
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